Lebenspraxis | Ein Einsichts- und Lebenserfahrungs-Blog zu Achtsamkeit
Akzeptanz beginnt dort, wo Du wirklich stehst
Zu den Prinzipien von Achtsamkeit gehört Akzeptanz. Dinge so anzunehmen, wie sie schon sind. Und so ist im Zusammenhang mit Achtsamkeit immer wieder die Botschaft zu hören „Es ist, wie es ist“. Wenn ich beispielsweise meinen freien Tag nicht bekomme, weil ein Kollege plötzlich erkrankt ist, dann ist es gut, wenn ich gelernt habe, die Realität als Gegebenheit akzeptieren zu können. Ich kann dann leichter damit umgehen. Alles Hadern würde sowieso nicht helfen und nur die Stimmung verderben. Die realistische Würdigung des Status Quo bezieht sich im Sinne der Achtsamkeit jedoch nicht allein auf die Anerkennung und Akzeptanz von gegebenen Lebensumständen. Auch uns selbst, sollten wir wenn möglich mit Akzeptanz begegnen. Damit meine ich an dieser Stelle, dass wir auch unserer inneren Erfahrung mit Akzeptanz gegenüber treten wollen, dem also, was in bestimmten Situationen in uns ausbricht.
Wo stehst Du wirklich?
Konkret: Wenn es mir tatsächlich schwer fällt hinzunehmen, dass ich wegen der Erkrankung eines Kollegen meinen freien Tag nicht bekomme, dann ist auch das, wie es ist. Akzeptanz beginnt dann hiermit: Okay, es ärgert mich, es tut mir weh … . Dann kann ich die Erfahrung machen, wie sich dieser Ärger und dieser Schmerz anfühlen und mich auf dieses Spüren und Entdecken einlassen. Ich kann, vielleicht zum ersten Mal, kennen lernen, was genau alles in mir abläuft, wenn ich mit Gegebenheiten hadere. Wir brauchen jedoch ein waches Interesse und echte Aufmerksamkeit, denn allzu gerne verbieten wir uns zum Beispiel ruckzuck und unbewusst das Hadern (oder ähnliche verpönte Verhaltensweisen). Es ist negativ bewertet und „man sollte es nicht tun“. Wir müssen wirklich hellwach sein, um diesen Moment zu erhaschen, in dem uns während eines Sekundenbruchteils diese Tendenz übermannt, den Punkt, an dem wir wirklich stehen zu überspringen. Nebenbei bemerkt, das Verdrängen des Haderns oder anderer Verhaltensweisen wird es nicht zum Verschwinden bringen, im Gegenteil! Ein Thema, das ich hier nicht vertiefen will. Das also ist der Knackpunkt beim Akzeptieren unserer inneren Erfahrungen: Der erste Schritt hin zur Akzeptanz beginnt damit, anzuerkennen, wo ich wirklich stehe. Wenn ich also in der genannten Situation unwillentlich aber unweigerlich hadere, dann ist es schon so und ich stehe genau dort. Es ist da, es ist genau so, ob es mir gefällt oder nicht. Tatsächlich ist es folgerichtig, weil ich nun mal momentan so gestrickt bin. Ja, es ist in gewisser Weise absolut berechtigt.
Was sind nur Interpretationen? Was ist nur eine Geschichte?
Akzeptanz heißt also auch, anzunehmen, dass wir uns spontan so verhalten, wie wir uns verhalten. Wir sind, wie wir nun mal gerade sind! Aber nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, etwas wie Hadern in seiner Intensität noch zu verstärken. Das kann passieren, wenn wir uns in die Geschichte verstricken, in die wir unser Empfinden allzu schnell einbetten. Am Besten wir vergessen die ganzen Geschichten und Interpretationen! Zum Verständnis hier ein Vergleich: Wenn wir gemäß der Achtsamkeitspraxis meditieren, dann möchten wir uns nicht mental in die Geschichten verstricken, die uns unsere Gedanken erzählen. Vielmehr ziehen wir es vor, Gedanken zu betrachten wie Ereignisse, die kommen und gehen. Wenn also Hader oder andere Gefühle in uns aufsteigen, dann ist es gut, wenn wir mit dem sind, indem wir zur Notiz nehmen, wie sich das im Körper anfühlt oder indem wir registrieren wie das Gefühl in all seinen Feinheiten ist. Aber bitte ohne Geschichte! Es ist nicht nötig, sich zu erzählen „Ich empfinde dieses Gefühl, weil …“ Das „Wie?“ hat seine Berechtigung, das „Warum?“ provoziert Geschichten, die von dem, was da ist, wegführen. Und Letzteres ist nicht hilfreich. Stattdessen bleiben wir einfach bei der Empfindung, die wir erfahren. Wir kommen darauf zurück, wenn wir abschweifen, solange bis es für uns wirklich okay ist, damit zu sein, beziehungsweise bis sich die Erfahrung möglicherweise von selbst verändert, verblasst oder solange bis wir den Eindruck haben, es ist einfach nicht mehr dran, uns noch länger mit der Erfahrung zu befassen.
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