Lebenspraxis | Ein Einsichts- und Lebenserfahrungs-Blog zu Achtsamkeit
Meditation, Achtsamkeit -Sein!
In der Achtsamkeitspraxis ist Meditation eine Übung für die Umsetzung der Prinzipien der Achtsamkeit. Wir möchten aufmerksam und gegenwärtig sein, nicht urteilen und eine annehmende Haltung einnehmen gegenüber allem, was als Erfahrung gerade da ist. Am Anfang des Meditierens steht die“Technik“. Mit der Erfahrung des Meditierenden kann sich Meditation zum natürlichen und einfachen Sein entwickeln. Achtsamkeit leitet sich in meinen Augen vom Sein oder Leben selbst ab. Von der Anwendung einer abgeleiteten Technik kann die Meditation mit der Zeit und der Erfahrung insofern zurückkehren zum ursprünglichen und natürlichen Sein. Und was müssen wir tun, um zu sein?
Welche Meditation ist gemeint?
Der Einfachheit halber: Wenn ich hier von Meditation rede, meine ich die Sitzmeditation. Und ich spreche explizit von der Achtsamkeitsmeditation. Andere Meditationstechniken, insbesondere solche, die vor allem auf Konzentration beruhen, bleiben hier außen vor.
Normale Anfangserfahrungen
Es gibt gewiss viele Wege, wie man zur Meditation findet. Auch eine Faszination für die Idee der Achtsamkeit und das bestimmte Gefühl, dass Achtsamkeit Sinn machen könnte, kann dazu führen, dass wir beginnen, zu meditieren. Meditation gehört schließlich zur Achtsamkeitspraxis dazu. Anfänger versuchen nach Anleitung und mit einer gewissen Zeitvorstellung die Meditationsübung durchzuführen. Viele halten sich gerne auch länger an eine Audio-Anleitung, z. B. von einer CD. Meditation gerät für Anfänger gerne mal zu einem mehr oder weniger angestrengten Tun. Nicht allein, dass die Technik, an die man sich halten möchte, im Vordergrund steht, auch ein vermeintliches „Meditieren-Müssen“ kann dazu kommen. Und so fällt es nicht immer leicht, die 30 Minuten (oder 15, 20?), die man sich vorgenommen hat, abzusitzen. Der Lichtstreif am Horizont, der das Meditieren leichter machen kann, zeigt sich dennoch alsbald bei vielen: Sehr angenehme Meditationserfahrungen und Effekte. Vielen gelingt es, mit Meditation „runter zu kommen“, in eine gewisse Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Na ja, wenigstens für eine kleine Weile. Einige empfinden in der Meditation vielleicht sogar liebevolle Gefühle oder Glücksgefühle. Solcherart Meditationserfahrungen sind nährend und können transformierend sein. Meditation kann sich so von einer Aufgabe in ein Bedürfnis verwandeln. Wer Meditation liebt, für den ist es keine Anstrengung und auch die zeitliche Länge ist dann leicht ausdehnbar.
Achtsamkeit. In Einklang mit dem Leben.
Mein erster Blogbeitrag hatte den Titel dieser Absatzüberschrift. Er erklärt meine Ansicht, dass die Prinzipien der Achtsamkeit dem Wesen des Lebens selbst entsprechen. Achtsamkeit ist wie das Sein und deshalb kann Achtsamkeitsmeditation im Kern auch nichts anderes sein als Sein. Und ja, diese Einsicht entspricht meiner eigenen tiefgründigen Erfahrung mit Meditation.
Haltung
Meditation ist in erster Linie eine Frage der Geisteshaltung. Offenheit, Natürlichkeit, Anstrengungslosigkeit. Sich in den Moment hinein entspannen. Lieber sich vom Spielerischen leiten lassen als Technik umsetzen wollen. Wenn wir beim Meditieren von Gedanken und Geschichten behelligt werden und sie irgendwie nicht loslassen können, dann müssen wir uns vielleicht sogar erst mal Zeit dafür nehmen. Bis es sich beruhigt hat. Es funktioniert nicht immer, Gedanken einfach als Ereignisse zu sehen, die kommen und gehen. Und Verdrängen verstärkt nur. Meditation geht auch nicht jeden Tag gleich „gut“. Wenn an sich jeder Tag gleich wäre, könnte man ja diese Vorstellung, dass Meditation möglichst gleich gut sein müsste, verstehen … Nein, es ist, wie es ist. Manchmal beende auch ich die Meditation früher als gedacht. Dann passt eben gerade eine lange Meditation irgendwie nicht, na und?
Zur Haltung des Körpers: Nach dem Gesagten, versteht es sich eigentlich von selbst, dass die äußere Sitzhaltung, die wir beim Meditieren einnehmen, bei weitem nicht so aufrecht sein muss wie einige zu glauben scheinen. Eine natürliche, anstrengungslose Aufrichtung ist hilfreich, denn sie gibt auch unserem Körper eine Art Gefühl von Freiheit und Öffnung. Eine zwanghafte und angestrengte Aufrichtung des Oberkörpers ist schlicht kontraproduktiv. Es ist Machen-Wollen und nicht natürlich. Wenn der Punkt kommt, an dem wir nicht mehr meditieren, sondern gleichsam meditiert werden, dann wird sich unsere Wirbelsäule und unser Oberkörper, wenn nötig, ganz von selbst in eine natürliche und freie Aufrichtung begeben. Ich spreche hier aus Erfahrung. Und der Unterkörper? Einen Lotussitz braucht es nicht. Wir können genauso gut auf einem Stuhl sitzen oder uns mit mehreren Kissen eine angenehme Sitzposition bauen. Hilfreich ist es allerdings, wenn eine angenehme Sitzposition des Unterkörpers eine natürliche Aufrichtung des Oberkörpers unterstützt. Insofern ist es gut, wenn das Becken nach vorne abkippt, so wie es mit Unterstützung eines Keilkissens auf einem Stuhl der Fall ist.
Wahre Meditation ist Sein. Machen-Wollen und Hingabe …
Und nun die entscheidende Frage: Was müssen wir tun, um zu sein? Man möchte loslachen … Nichts müssen wir tun! Wir sind doch schon! Und genau deshalb kann es bei wahrer Meditation nicht darum gehen, irgendwo hin zu gelangen. Die Meditationstechnik ist ein Leitfaden und Modell für den Einstieg. Sie ist kein Werkzeug, das wir nur immer besser beherrschen müssen, um uns vermeintlich auf ein höheres Level der Reife oder was auch immer zu entwickeln. Es gibt nichts zu entwickeln! Es geht um natürliches Sein und das ist seinem Wesen nach schon präsent, wertfrei und annehmend. Wahre Meditation braucht kein Konzept von irgendetwas, schon gar nicht ein Konzept davon, wer ich angeblich bin und wo ich hin will. In der Meditation geht es nicht um einen Zugewinn. Wir haben tausenderlei Bilder und Vorstellungen von uns, von der Welt, von Normen, von Wegen zu Zielen und von Zielen. Das ist wie ein Cocon, in den wir uns einsperren und der für unser wahres freies und offenes Sein viel zu eng ist. Vergiss es und sei! Wahre Meditation ist kein Machen-Wollen. Sie wird zur Hingabe. Wir geben den Weg frei, so dass sich unser eigentliches natürliches Selbst enthüllen kann: Das, was wir schon sind.
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