Lebenspraxis | Ein Einsichts- und Lebenserfahrungs-Blog zu Achtsamkeit
Die Person und die Selbstliebe
– Teil 3 –
Eine Kurzformel aus Teil 2 könnte sein, dass es bei wirklicher Selbstliebe letztlich um nichts weniger geht, als sich den Raum zur Selbst-Entfaltung zu geben. Um ganz wir selbst zu sein, müssen wir uns diesen Raum manchmal regelrecht erst verschaffen. Wir brauchen auch unser „Okay“ dafür, wie wir geworden sind. Überhaupt, wir sind ja schon wir selbst, irgendwie. Und irgendwie sind wir es auch nicht, weil wir im Verlauf unserer Entwicklung fremdbestimmt wurden und in unpassende Rollen und Verhaltensweisen gedrängt wurden oder uns haben drängen lassen. Und so ist es eben nicht ganz so einfach, wir selbst zu sein und vielleicht müssen wir uns deshalb bei unserer Selbstwerdung vielerlei Aspekte bewusst machen. Was alles eine Rolle spielt, ergibt plötzlich eine längere Liste und wirkt sehr umfangreich und komplex. Wir müssen jedoch nicht sofort auf diesen ganzen Berg hoch, oder? Es ist nur Schritt für Schritt möglich voran zu kommen – und ja, es braucht Zeit, wenn wir diesen Weg gehen möchten. Auf halber Höhe des Berges anzukommen ist auch schön und die Aussicht ist besser als am Fuß des Berges. So, wie wir geworden sind, hat es auch viel Zeit gebraucht und wir haben leider eine Menge konventioneller Verhaltensweisen übernommen, die bei unserer Selbstfindung und Selbstliebe echte Fallstricke sind. Und das ist übrigens niemandes Schuld. Wie auch immer, es ist nicht einfach, aber es ist es wert! Also los: Acht Schritte zur Selbstliebe …
Ja, ich habe acht Schritte gefunden, die wir gehen können, um uns selbst näher zu kommen. Ich möchte damit freilich keine Reihenfolge vorgeben. Wir können uns an allen Schritten gleichzeitig versuchen. Und es ist durchaus unterschiedlich, als wie leicht oder schwierig der eine oder andere einen bestimmten Schritt empfinden mag. Was ich hier vorstelle ist eine Wegbeschreibung, wie ich sie sehe. Es ist das, was ich bis jetzt gelernt habe. Und es ist das, was ich für mich weiß, aber nicht immer das, was ich, Stand heute, umsetzen kann. Für mich war es einfach, den inneren Kritiker zur Ruhe zu bringen. Selbstvorwürfe kenne ich seither nicht mehr. Diesen Frieden mit sich selbst zu haben ist schon einmal viel wert. Ich weiß wie es bei mir früher war und ich sehe, wie es bei vielen noch ist.
Schritt 1: Frieden schließen mit sich selbst
Zu diesem Punkt finden sich im ersten Teil dieser Beitragsserie schon einige Anmerkungen. Ich habe darin vor allem auch auf meinen Beitrag „Du bist okay!“ verwiesen. In ihm stelle ich eine Sichtweise vor, die hilft, unseren inneren Kritiker in einen verständnisvollen Selbstbeobachter zu verwandeln. Es geht in diesem Schritt um die Haltung uns selbst gegenüber. Entscheidend ist, dass wir verstehen, dass es tatsächlich keinen Sinn macht, sich kritisch zu betrachten und sich Selbstvorwürfe zu machen. Dazu ist es nötig, über die Haltung gegenüber sich selbst nachzudenken und sich letztlich selbst von einer nachsichtigen, verständnisvollen Haltung zu überzeugen. Es geht jedoch nicht darum, sich einen neuen Glauben einzureden. Ziel ist, die Einsicht zu erlangen, dass es logisch, sinnvoll und mehr als berechtigt ist, sich selbst verständnisvoll und nachsichtig zu begegnen. In einem achtsamen Sinn begegnen wir uns selbst ohne zu werten und verstehen, dass nicht nur die Erfahrungen, die uns von außen her begegnen, so sein dürfen, wie sie sind, sondern dass auch wir selbst so sein dürfen. Mit Blick auf unser Gewordensein gilt es zu realisieren, dass es logische Gründe gibt, warum wir uns so entwickelt haben und warum wir in der Vergangenheit gewisse Entscheidungen getroffen haben. Oft wussten wir es nicht besser. Im Rückblick mag manches falsch erscheinen, aber damals war es für uns eine vermeintlich richtige Entscheidung. Wir machen nicht absichtlich etwas „falsch“ und selten tun wir etwas in einer böswilligen Absicht. Nachsicht ist mehr als angezeigt. Wir möchten andere selten verletzen, also gehen wir schonend und verständnisvoll mit ihnen um. Im Gegensatz dazu kennen wir uns gegenüber manchmal kein Pardon und gehen ohne weiteres darüber hinweg, wenn etwas für uns leidvoll ist und unseren Bedürfnissen zuwider läuft. Wir sollten uns wenigstens so gut behandeln, wie wir andere behandeln, oder? Unsere Selbstkritik macht sich an Normen, Erwartungen und Vorstellungen fest, die mit unserem Selbstbild zusammenhängen. Ein solches Bild müssen wir dringend hinterfragen. Realismus tut not! Meine Formel aus Teil 1 zu diesem Punkt: „Ablassen von Ansprüchen und Erwartungen unseres Selbstbildes. Statt Vorstellungen und Plänen zu folgen, von Moment zu Moment unsere inneren lebendigen Impulse und Bedürfnisse wiederentdecken. Den inneren Kritiker in einen verständnisvollen, wohlwollenden Freund umwandeln.“ Ansonsten: Bleiben wir so nah bei uns wie wir können. Wir sind nicht das Bild, das wir uns von uns machen!
Schritt 2: Mit unangenehmen Gefühlen und Empfindungen sein können
Ein klassischer Aspekt der Achtsamkeit, bzw. der Achtsamkeitspraxis. Alles darf (da) sein, wie es schon ist. Wenn unangenehme Gefühle und Empfindungen auftauchen, dann sind sie Teil dessen, was gerade die Erfahrung des Moments ist. Es ist schon so! Es ist keine gute Idee, etwas verdrängen zu wollen. Verdrängen ist in Wirklichkeit ein Festhalten. Einige Ausführungen dazu finden sich in meinem Beitrag „Dagegen ist dafür„. Manchmal ist das Verdrängen sogar schon zu einem Automatismus geworden, der rasend schnell einsetzt und abläuft. So schnell, dass wir kaum mehr in der Lage sind zu registrieren, dass wir gerade etwas verdrängen. In diesem Zusammenhang gilt es folglich auch unsere Wahrnehmung zu schulen. Eine gute Möglichkeit dafür bietet die Meditation, insbesondere auch Körperwahrnehmungsübungen wie der im MBSR gelehrte Body Scan. Wenn wir die Absicht haben, unsere Wahrnehmung für unsere Empfindungen und Gefühle zu schulen, dann ist dafür vielleicht noch besser als der Body Scan eine Körperwahrnehmungsübung ohne die strenge Abfolge des Body Scans geeignet. Wir können in einer Meditation einfach ganz bewusst unsere Aufmerksamkeit darauf ausrichten, welche Empfindungen und Gefühle gerade in unserem Körper da sind. Ohne Abfolge uns dem zuwenden, was gerade hier und dort auftaucht. Offen sein dafür und lernen, damit erlaubend und annehmend da zu sein. Dazu ist es übrigens auch nicht nötig, irgendeine Meditationshaltung einzunehmen. Machen Sie es sich gemütlich, schließen Sie die Augen und versuchen sie einfach all das zu erlauben, was auftaucht, allen Gefühlen und Empfindungen Raum zu lassen. Damit sein. Gedanken einfach als vorübergehende Ereignisse ansehen, ohne ihnen in irgendwelche Geschichten zu folgen …
Schritt 3: Sich seines Wesens bewusst werden
Was ist das Wesen meiner Person? Was ist gleichsam meine Berufung? Was ist meine persönliche Mission und Botschaft? Um zu sich selbst zu finden und ich selbst sein zu können ist es wichtig, immer wieder seine Bedürfnisse wahrnehmen zu können und zu versuchen, ihnen gerecht zu werden. Die Frage danach, was ich selbst brauche, ist für die Selbstliebe immens wichtig. Doch die unmittelbaren Bedürfnisse des Moments sind das Thema des nächsten Schrittes. In diesem dritten Schritt geht es um eine Dimension, die darüber hinaus geht. Es geht gewissermaßen um einen Lebenskompass, der einen Weg weist. Viele Menschen lassen sich von den gesellschaftlichen Einflüssen und Anforderungen sehr stark von diesem Weg abdrängen und werden sich kaum jemals ihres eigentlichen Wesens bewusst. Um zu verstehen, wo es für uns wirklich lang gehen sollte, müssen wir uns auf eine Suche begeben. Was sind die Dinge, die ich liebend gern tue? Wo bin ich ganz in meinem Element? Was zieht mich wieder und wieder an und verspricht mir Erfüllung? Was sind die Dinge, die mir besonders wichtig sind? Um welche Werte geht es mir? All das können wir herausfinden, wenn wir auf unser Leben blicken und unser Verhalten etwas analysieren. Um was geht es mir wieder und wieder und was habe ich auf meinem Weg in dieser Hinsicht schon gelernt? Was sind in diesem Zusammenhang meine besonderen Gaben? Was kann ich anderen geben? Die vielen Fragen, die ich hier aufgeworfen habe, mögen die Suche nach dem eigenen Wesen schwierig erscheinen lassen. Ich denke, wenn man sich damit befasst, erkennt man, dass es gar nicht so schwierig ist und dass man sich einfach nur nie richtig damit auseinandergesetzt hat. Ich könnte eine weitaus detailliertere Anleitung zu diesem Selbstfindungsaspekt geben, das würde aber den Beitrag noch viel umfangreicher machen. Wenn wir erkannt haben, wie unser Wesen und unsere Mission sind, dann gilt es, sich darauf auszurichten und die Prioritäten unseres Lebens richtig zu setzen. Darauf ausrichten meint, dass wir die Tätigkeiten, die unserem Wesen am besten entsprechen und die wir zu tun lieben so weit wie möglich in den Vordergrund bringen. Erst die Umsetzung ist der eigentliche und entscheidende Schritt, der uns mehr und mehr die Erfüllung, Energie und Vitalität des Ich-selbst-Seins spüren lässt.
Schritt 4: Aufmerksamkeit für die eigenen Bedürfnisse
Was brauche ich? Hier geht es, wie zu Anfang von Schritt 3 schon angemerkt, um die unmittelbaren Bedürfnisse des Moments. Vielleicht war gerade alles etwas zu viel und ich brauche mal etwas Entspannung und eine Pause? Immer wieder in Erfahrung bringen, wie es mir gerade geht, das ist der Kern bei diesem Schritt. Es heißt immer wieder abzuchecken, was im Moment wirklich an Bedürfnissen da ist und um was es mir wirklich geht. Innehalten und sich selbst bewusst werden. Um ganz bei sich selbst anzukommen, ist es dann freilich nötig, seinen Bedürfnissen so gut es geht Raum zu geben und sich selbst gerecht zu werden.
Schritt 5: Verstehen, dass Ich-selbst-sein kein Ego-Trip ist
Auf dem Weg zu sich selbst lauert eine Falle. Wenn wir einmal wissen, was unser Wesen, unsere Mission oder unsere Berufung ist, dann machen wir daraus ganz schnell etwas, das wir als ein Ziel erreichen möchten. Es wird zum wesentlichen Teil unseres Selbstbildes. In diesem Zusammenhang spielt auch die Idee eine Rolle, mit dem Ich-selbst-sein Erfolge zu erzielen. Tatsächlich ist es ja nicht abwegig anzunehmen, dass wir eher Erfolg haben können, wenn wir das tun, was uns am meisten liegt und uns ausmacht. Darin können wir richtig gut sein. Jedoch, der erste Haken an der Sache ist, dass wir uns hier wieder mit einer Definition unserer selbst, mit einem Selbstbild identifizieren. Die Erschaffung dieses Dualismus sollten wir einfach lassen, wenn wir können. Vielmehr macht es Sinn, sich auf das auszurichten, was wir zu tun lieben und was unser Wesen am besten zum Ausdruck bringen kann. Das tätige Subjekt sein! Der zweite Haken ist, dass wir mit diesem Denken so tun, als ob wir das, was wir sind, erst erreichen müssten. In Wirklichkeit ist es schon in uns angelegt. Wenn wir unser Wesen als zu erreichendes Ziel ausrufen, tun wir gleichsam so, als sei unser Wesen eben nicht unser Sosein. Wir tun so, als müssten wir es erst erschaffen. Das ist eine fatale Ignoranz. Es ist nur Selbstausdruck gefragt und es geht darum, den Raum zur Entfaltung zu geben. Der große dritte Haken ist, dass wir auf diese Weise uns insgeheim eine Krone aufsetzen wollen. Mit unserem Wesen wollen wir jemand sein. Nur: Wir sind sowieso schon jemand. Und: Sein ist Selbstzweck. Unser Wesen ist nicht dazu da, um irgendwelche Lorbeerkränze einzuheimsen. Zum besseren Verständnis hilft der Vergleich mit dem Flow-Zustand. Der Flow ist eine selbstbelohnende Hingabe. Wir gehen dabei in unserem Tun auf und es erfüllt uns. Es geht wie im Allgemeinen in der Achtsamkeitspraxis nicht darum, irgendwo hin zu gelangen. Wir sind einfach da, wo wir sind. Genau so verhält es sich mit unserem Wesen. Ihm den Raum zur Entfaltung zu geben ist selbstbelohnende Hingabe an das Sein. Wir sollten das nicht zweckgerichtet sehen, denn das zerstört die Hingabe und damit das Aufgehen im eigenen Wesen. Wir finden so nicht zur Einheit mit uns selbst! Sich darauf beziehen, „wer“ wir sind ist Ego-Trip. Dinge tun, die wir wirklich lieben. Nachspüren, wo es uns hinzieht und was wir brauchen. Das ist Hingabe an das Leben.
Schritt 6: Sich zu sich selbst bekennen. Zu sich selbst stehen.
Leben, was wir sind, bedeutet Farbe bekennen. Wir sind nicht wir selbst, wenn wir nur um unser Wesen, unsere Mission und unsere Bedürfnisse wissen, ohne wirklich dafür einzustehen. Wir brauchen den tätigen Selbstausdruck. Praxis statt Theorie. Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz! Wenn wir uns bislang versteckt haben, uns nicht getraut haben, für jeden sichtbar das in den Vordergrund zu bringen, was uns ausmacht, was wir brauchen und was uns wichtig ist, dann kommt es in diesem Schritt zu Konflikten und Reibereien. Wenn wir im Modus der Anpassung „Ja“ gesagt haben, müssen wir, wenn wir uns selbst treu sein wollen, vielleicht öfter „Nein“ sagen. Das kann eine große Herausforderung sein. Es kann zuweilen weh tun. Im Laufe des Lebens lassen wir uns auf eine ganze Reihe von Rollen ein. Menschen stecken uns infolgedessen in bestimmte Schubladen. Wenn wir beginnen, daran etwas zu verändern, kommt das einer kleinen Revolution gleich. Denn tatsächlich haben wir uns ja in der Vergangenheit in vielem angepasst, weil die Macht der Umwelt stärker war, weil es der „Norm“ entsprach oder weil wir uns einfach nicht auseinandersetzen wollten. Aufrichtigkeit, Treue zu sich selbst, Authentizität, Konsequenz – das sind Stichworte zu diesem Aspekt der Selbstfindung. Wir werden in diesem Schritt etwas verlieren, aber wir können noch mehr für uns gewinnen.
Schritt 7: Es wirklich leben. Ich selbst sein.
Die ersten drei Schritte und Schritt 5 machen wir mit uns selbst aus. Insofern scheint es mir, dass diese Schritte im allgemeinen leichter umzusetzen sind. Demgegenüber ist bei den anderen Schritten mehr oder weniger stark unsere Umwelt involviert und wir müssen uns wahrscheinlich mit Widerständen von außen auseinandersetzen. Wenn wir unseren eigenen Bedürfnissen, unserem Wesen oder unserer Mission gerecht werden möchten, dann ist das nicht immer kompatibel mit der Umwelt. Wir können in Konflikte geraten. Ich-selbst-sein ist also kein Aufenthalt in der Komfortzone. Manchmal ist die eigene „Berufung“ nicht wirklich systemkompatibel. Für einen solchen Platz im Leben gibt es dann keine Stellenbeschreibung. Also müssen wir uns diesen Platz manchmal irgendwie erst schaffen. Die Rahmenbedingungen im heutigen gesellschaftlichen System sind für ein Ich-selbst-sein leider oft nicht förderlich. Wer sich anpasst, macht sich systemkompatibel und erlangt vermutlich eher und einfacher Erfolg. So bekommt man dann die Blumen des Systems und Schmerzensgeld für das persönliche Anpassungsopfer, das man in die andere Waagschale geworfen hat.
Wer wirklich ich selbst sein möchte, muss sich das entschieden vornehmen und Prioritäten setzen. Was ist wirklich wichtig für mich und muss in meinem Leben an die erste Stelle? Und weil man leicht mal vom Weg abkommt, ist es nötig, sich immer wieder neu zu verorten und sich neu auszurichten. Wo stehe ich? Was will ich wirklich? All die vermeintlichen beruflichen Erfordernisse und andere vermeintlich „wichtige“ Dinge sind zu hinterfragen. Prüfen wir sie darauf, ob oder inwiefern sie uns den Raum lassen oder geben, wir selbst zu sein. Oh ja, ich selbst zu sein braucht Konsequenz und kann eine große Herausforderung sein.
Es ist gewiss einfacher für uns, wenn wir uns nicht vornehmlich mit den Widrigkeiten befassen, die unserer Selbstwerdung entgegen stehen. Konzentrieren wir uns auf das, was wir lieben, das, worin wir hingebungsvoll aufgehen können. Tue, so gut es Dir eben möglich ist, das, was Du liebst und was Dein Wesen am Besten zum Ausdruck bringt! Das erschließt uns eine Quelle belebender Energie, verankert uns in uns selbst und gibt uns auch den Mut, weiter zu gehen. Es ist wichtig zu spüren, was es uns gibt, wenn wir ganz bei uns selbst sind. Wir können es Zug um Zug angehen, einfach irgendwo anfangen. Neulich habe ich von einem Rechtsanwalt gelesen, der seinen Beruf eigentlich hasst und der es liebt, in seiner Freizeit zu töpfern. Darin geht er auf. Er bleibt Rechtsanwalt, um seine Familie ernähren zu können. Ein verständliches Verhalten. Ein Anfang ist dennoch gemacht. Vielleicht ergibt sich irgendwann mehr daraus. Jeder muss gleichwohl für sich selbst wissen, welche Prioritäten er setzen möchte und wie sehr er zu sich selbst finden möchte. Wie wichtig ist es für uns, wir selbst zu sein oder mit was geben wir uns dabei zufrieden? Wie konsequent können und wollen wir sein?
Schritt 8: Kein Dogma. Wenn etwas hilft, warum nicht?
Man hört oder liest oft Ratschläge, die auf einer dualistischen Sichtweise beruhen. Ich (wer oder was auch immer damit gemeint ist) soll mich (wer oder was auch immer damit gemeint ist) lieben. Eine Subjekt-Objekt-Beziehung innerhalb von mir selbst, eine Art Ich-und-Ich-Beziehung. Auf diese Merkwürdigkeit bin ich in Teil 2 eingegangen. Wir können diesen Einwand erst mal außen vor lassen, denn tatsächlich wurde z. B. für das Selbstmitgefühl ganz allgemein durch Studien nachgewiesen, dass es einen Effekt hat. In der Regel wird dabei eine Subjekt-Objekt-Beziehung praktiziert. Nun denn, wenn‘s hilft, warum nicht? Ich will hier nicht päpstlicher sein als der Papst. Wenn es ein Schritt ist zu einem positiven Bezug zu sich selbst, wo vorher Selbstkritik vorherrschte, ist es allemal ein Gewinn. So ist denn auch nichts dagegen einzuwenden, wenn wir ab und an uns selbst umarmen oder wenn wir die Hand auf eine Stelle legen, an der wir unser eigentlich psychisches Leid körperlich verorten würden. Die Hand dort auflegen und sich Wärme und Mitgefühl senden. Letztlich geht es darum, sich selbst näher zu kommen, in Frieden mit sich zu sein, eins zu sein. In diesem Prozess ist es gut, wenn wir immer wieder Nachsicht walten lassen, wo auch immer. Also: Keine Dogmen, nachsichtiges Praktizieren von Selbstliebe.
Ein letztes Mal: Abgesehen davon, dass unser innerer Kritiker zur Ruhe kommen sollte … – wahre Selbstliebe ist, ich selbst zu sein. Nichts anderes. Einfach nur den eigenen Bedürfnissen gerecht werden und zu einem wesensgemäßen persönlichen Selbstausdruck finden. Gelingt das, dann treten gute und liebevolle Gefühle, Glück, Verbundenheit, Mitgefühl und mehr von alleine in Erscheinung. Geben wir uns also den Raum zur Selbstentfaltung!
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